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Maschinengezogenes Glas für Fenster und Fassaden historischer Gebäude

Herstellungsverfahren von maschinengezogenen Gläsern

Das erste überlieferte Glasrezept stammt bereits aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.: „Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, 5 Teile Kreide – und du erhältst Glas.“ Sehr wahrscheinlich in einem Gussverfahren wurden die frühesten bekannten Fenstergläser aus Pompeji vor dem Ausbruch des Vulkans Vesuv im Jahr 79. n. Chr. hergestellt. Nach vielen weiteren Entwicklungen bei der Glasherstellung (Mondglasverfahren, Zylinderglasverfahren, Walzverfahren etc.), ließ sich 1902 der Belgier Emile Fourcault ein Verfahren zur Herstellung von Glas mithilfe einer Ziehdüse und eines senkrechten Ziehschachtes patentieren. Das Fourcault-Verfahren war geboren. In den 1920er Jahren setzte sich dieses erste voll mechanisierte Verfahren zur kontinuierlichen Herstellung von Flachglas weltweit durch. In Deutschland wurden 1925 die ersten Anlagen in Witten und Torgau in Betrieb genommen, die teilweise bis 1990 ihre Produktion fortführten. In der Bauepoche 1920-1960 und darüber hinaus ist maschinengezogenes Glas das am Markt vorherrschende Material für die Verglasung von Fenstern und Fassaden.

Herzstücke einer Fourcault-Anlage sind die aus einem feuerfesten Material bestehende, geschlitzte Ziehdüse und der Ziehschacht. Die Düse schwimmt auf der aus der Schmelzwanne kommenden flüssigen Glasmasse. Durch den hydrostatischen Druck quillt das Glas durch den Schlitz der Düse. Zu Beginn des Ziehprozesses wird die dadurch entstandene „Zwiebel“ mit einem Fangeisen erfasst und durch den senkrechten Ziehschacht nach oben gezogen. Das zähflüssige Glas kommt dabei nur mit Luft in Berührung und wird anschließend zwischen mehreren Walzenpaaren über zahlreiche Stockwerke vertikal gefördert. Dabei kühlt es nach und nach ab und wird durchsichtig, glänzend und klar. Oben angekommen erfolgt der letzte Schritt: das Schneiden in einzelne Tafeln, während das Glasband kontinuierlich weiter nach oben wandert.

Charakteristika von maschinengezogenem Glas

Maschinengezogene Gläser zeichnen sich durch ihre typische Ziehstreifigkeit aus. Zudem besitzen sie eine mehr oder weniger ausgeprägte Welligkeit. Im Gegensatz zu Floatgläsern haben maschinengezogene Gläser eine höhere Abweichung in der Planität und weisen gegebenenfalls Merkmale wie Blasen, Knoten oder Steinchen auf. Alle diese Charakteristika geben maschinengezogenen Gläsern ihre typische Anmutung und zeugen vom authentischen Produktionsprozess. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied zum gelegentlich am Markt anzutreffenden nachträglichen Manipulieren gefloateter Gläser. In der Aufsicht (Reflexion) werden bei maschinengezogenen Gläsern Unebenheiten wahrgenommen. In der Durchsicht (Transmission) erscheinen dahinterliegende, gerade Kanten gewellt. Im Gegensatz dazu ergeben gefloatete Gläser durch ihre planparallelen Oberflächen unverzerrte Eindrücke in Reflexion und Transmission.

Die genannten Merkmale der maschinengezogenen Gläser lassen sich produktionstechnisch beeinflussen. Dadurch ist es möglich, die Charakteristika von Gläsern unterschiedlicher Bauepochen zu reproduzieren und die optische Erscheinung des Originalglases nachzubilden. Unterschiedliche Glasdicken erlauben den Einsatz bei speziellen Anwendungen: Für Außenschutzverglasungen eignet sich beispielsweise 4,5 mm starkes, farbloses Glas mit charaktervoller, unregelmäßiger Oberfläche. Geringere Dicken ab 2,0 mm erlauben den problemlosen Einbau in historische Fensterrahmen und -profile. Für Bauten der klassischen Moderne oder des Bauhausstils ist Glas mit einer Dicke von 4,0 mm und stärker geeignet.

Die Fourcault-Gläser der SCHOTT AG, hergestellt im niedersächsischen Grünenplan, sind vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) mit einer ETA (Europäische Technische Bewertung) zertifiziert. Im Rahmen des Geltungsbereiches dieser Zulassung können sie am Bau als regelkonforme Basisgläser und in verarbeiteter Form als Einscheibensicherheitsglas (ESG), Verbundsicherheitsglas (VSG) sowie Mehrscheibenisolierglas einsetzt werden.

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Über den Autor
Ulrich Huber

Ulrich Huber

Technische Beratung und Vertrieb von Spezialgläsern bei der SCHOTT AG.