Immerhin steht das Gebäude im Ortszentrum direkt hinter der Kirche dort schon seit über 400 Jahren, so haben es dendrochronologische Untersuchungen ergeben. Damit ist es eines von weniger als zwanzig Gebäuden im Landkreis, welches vor dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde. Ursprünglich erbaut als Bauernhaus, erfolgten im späten 17. oder 18. Jahrhundert und um 1847 Veränderungen, Erweiterungen und Überarbeitungen.
Doch was anfangen mit so einem Schatz im Immobilienrepertoire einer Gemeinde? Die seinerzeitige Nutzung als Waage für die Landwirte und Freibank für Notschlachtungen war mit Einzug der Kühltechnik und erheblichen Veränderungen in der Landwirtschaft nicht mehr nötig.
Erfreulicherweise entschied sich die Gemeinde dann doch, das Anwesen nicht zu veräußern, sondern einer Nutzung für die Allgemeinheit zu übertragen und in ein Bürgerzentrum zu verwandeln.
Eine Sanierung in dieser Größenordnung ist natürlich nicht ohne … dankenswerterweise konnte bei diesem Projekt jedoch auf erhebliche Fördermittel vom Bund und dem Freistaat Bayern zurückgegriffen werden - unter anderem über das „Investitionspaket Soziale Integration im Quartier“, welches die Aufgabe hat, soziale Infrastruktur zu erhalten und auszubauen.
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für das Gelingen solcher Projekte ist sowohl die Planerleistung als auch die Bauleitung. Mit dem Architektenbüro Kern aus Mindelheim konnte hierfür ein erfahrener Partner gewonnen werden, der sich mit starker Verwurzelung und Tätigkeitsschwerpunkt in der Denkmalpflege und etlichen ähnlichen Projekten in der Region und darüber hinaus einen Namen gemacht hat. Alexander Heinzelmann, der zusammen mit seiner Frau Anna Kern das Büro führt: „Es war von Anfang an klar, dass die Volkshochschule als Hauptnutzer in die Waage einzieht. Darum herum mussten wir daher das Nutzungskonzept entwickeln.“
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Der Zustand des Gebäudes war nach jahrelangem Leerstand und mageren Instandhaltungsarbeiten mehr als kläglich, mit erhebliche Feuchteschäden im Dach und Löcher in den Decken. Diese Schäden wurden dank hervorragender Handwerker fachmännisch beseitigt, ebenso war eine komplette Erneuerung der Strom- und Wasserinstallation notwendig. Ein Hauptaugenmerk wurde dabei auf den Erhalt bauzeitlicher Ausstattung wie Dielenböden und der Treppe gelegt.
Um auch Raum für Veranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte zu schaffen, bekam die Zufahrt zur ehemaligen Waage eine großflächige Verglasung mit eigener Zugangsmöglichkeit für den rückseitig neu erbauten Konzertsaal. Die dafür notwendigen sanitären Anlagen konnten zentral in einem schon im 20. Jahrhundert überformten Mittelteil errichtet werden.
Den Fensterbestand vor der Sanierung kann man in zwei zeitliche Ebenen einteilen. Größtenteils waren die einfachverglasten Fenster aus der Mitte des 19. Jahrhunderts noch vorhanden, der Rest bestand jedoch aus mehr oder weniger gut ausgeführten Verbundfenstern der 1960er Jahre.
Das restauratorische Sanierungskonzept sowie die praktische Ausführung erfolgte durch Spezialisten der Firma Adi Hummel GmbH. Die einfachverglasten Elemente wurden restauriert und durch eine innere Ebene mit Wärmeschutzverglasung zu Kastenfenstern erweitert. Als Ersatz für die demontierten Verbundfenster dienen nun neue schmalprofilierte Elemente mit reiner Drehfunktion und, passend zu den historischen Fenstern, unruhigem Ziehglas in Fourcault-Qualität.
Das Ergebnis der Zusammenarbeit von Eigentümer, Planern und Handwerkern kann sich sehen lassen: Ein Schmuckstück, das zur Wiederbelebung der Dorfmitte beiträgt!
Diese Leistung wurde mit dem Denkmalpreis 2023 des Förderkreises Türkheim honoriert.
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