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Denkmalschutzfenster: Worauf Sie beim Kauf achten müssen

Wer in den Besitz einer denkmalgeschützten Immobilie gelangt ist und plant diese zu sanieren, der wird sich früher oder später auch mit der Sanierung der Fenster auseinandersetzen. Da Fenster allerdings einen großen Einfluss auf das Gesamtbild einer Fassade haben, hat die Denkmalpflege ein Mitspracherecht. Zuständig ist die Untere Denkmalschutzbehörde, die stets das Ziel verfolgt, den optischen Originalzustand des Gebäudes wiederherzustellen. 

Was ist ein Denkmalschutzfenster?

Ein „Denkmalschutzfenster“ ist ein Fenster, das in einem denkmalgeschützten Gebäude zur Anwendung kommt. Eine genaue Definition, wie ein Denkmalschutzfenster auszusehen hat, gibt es nicht, da sich dessen Konstruktion an der jeweiligen Bauepoche und den historisch überlieferten regionalen Handwerkskünsten orientiert. 

Auch wenn der Begriff Denkmalschutzfenster weder im Duden noch bei Wikipedia zu finden ist, wird er gerade bei Internetrecherchen gerne verwendet. Nichtsdestotrotz muss die Eignung von Fenstern für Altbauten und erst recht Baudenkmälern objektbezogen betrachtet werden. 

Zur Verdeutlichung zwei Beispiele: Ein Holzfenster für ein barockes Fachwerkhaus ist anders aufgebaut als ein Fenster für ein massiv gebautes Jugendstilgebäude. Ein nach außen öffnendes Einfachfenster für eine norddeutsche Bauernkate hat andere Konstruktionsmerkmale als ein einwärts öffnende Verbundfenster für ein süddeutsches Herrenhaus. Unzählige weitere Beispiele folgen, wenn die zahlreichen Fenstergrundkonstruktionen auf die verschiedenen Baustile und Gebäudearten treffen. In erfahrenen Architekturbüros und allgemein den Denkmalbehörden werden daher Fenster aus gutem Grund sehr sorgfältig betrachtet. Unterscheidungen wie „duldungsfähig, denkmalverträglich, denkmalgerecht, genehmigungs- und förderungsfähig“ sprechen eine klare Sprache. 
Im konstruktiven Dialog mit der Denkmalbehörde werden die für die Genehmigung erforderlichen Details besprochen. Dazu gehören:

- Fensterkonstruktion
- Fensteraufteilung
- Ausführung und Aufteilung der Sprossen 
- Art und Umfang der Zierprofile
- Farbe und Oberflächenbeschichtung
- Holzart

Aber nicht nur das möglichst originalgetreue Erscheinungsbild der Fenster steht im Fokus der Diskussion. Auch Wünsche seitens der Bauherrschaft nach zeitgemäßem Schall- und Wärmeschutz oder zertifizierter Einbruchhemmung müssen ebenso Berücksichtigung finden wie die bauphysikalische Verträglichkeit. So macht beispielsweise ein dreifachverglastes Fenster in einem ungedämmten Fachwerkhaus wenig Sinn und kann zu Bauwerksschäden führen.

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Welche Denkmalschutznormen sind zu berücksichtigen?

Ein verbreiterter Irrglaube ist, dass es „Denkmalschutznormen“ gibt, die zu beachten sind. Tatsächlich gibt es aber einige einfache „Spielregeln“ an die man sich beim Kauf von Denkmalschutzfenstern zu halten hat. Die Grundregel lautet: „Keine Veränderung ohne Genehmigung“. Will heißen, jeder Eingriff, selbst ein geplanter Sanierungsanstrich der Fenster in einer anderen Farbe ist mit der Behörde abzustimmen. Das klingt hart, macht aber Sinn und ist in der Regel kein Problem. Weiter ist zu berücksichtigen, dass es bundesweit unterschiedliche Anforderungen an das Bauteil Fenster gibt. Ein Beispiel dafür ist ein nur in Teilen von Bayern vorkommender, besonders tiefer Blendrahmen, der regionaltypisch überliefert ist und auf dessen Erhalt oder Rekonstruktion die Behörden daher bestehen können. Ein anderes Beispiel, was die oft subjektive Handhabung der Gestaltung neuer denkmalgerechter Fenster angeht, ist die Art der Sprosse. Es gibt immer wieder Fälle, in denen regionale Denkmalbehörden rigoros konstruktiv glasteilende Sprossen verlangen (dies mit dem Hinweis auf die „Material- und Werkgerechtigkeit“) und die Denkmalbehörden der Nachbargemeinden optisch glasteilende Sprossen (Wiener Sprossen) bevorzugen. Einige Denkmalämter interessieren sich zunehmend auch wieder für Bleisprossen (Karniesbleisprosse). Heute ist diese Sprossenform leider weitgehend in Vergessenheit geraten, obschon sie bis etwa in die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht unüblich war. Tatsächlich erkennt man oft auf alten Schwarz-Weiß-Fotos, dass bei hellen bzw. weißen Fenster die Sprossen dunkel sind. Das ist ein Hinweis auf Bleisprossen, zumal eine Holzsprosse mit Kittfase ebenfalls in der Fensterfarbe hell gestrichen worden wäre.

Auch wenn es in manchen Fällen in den Detailverhandlungen zur denkmalgerechten Gestaltung der Fenster wie auf einem Basar zugehen kann („die Denkmalbehörde verlangt Unmögliches, um das Bestmögliche zu erreichen“): gut arbeitende Denkmalämter sind interessiert an tragbaren Lösungen und letztlich wertet eine denkmalgerechte Fenstersanierung, egal ob Restaurierung und Ergänzung oder Erneuerung, die Immobilie in der Regel auf. Fazit: Stimmen Sie sich bitte mit der Denkmalbehörde ab! Der ja nach Sichtweise verlockenden Alternative, am Denkmalamt vorbeizuarbeiten und ungenehmigte Veränderungen am Gebäude durchzuführen, stehen je nach Umfang und Bundesland ernsthafte Strafen gegenüber:
https://www.fenster-im-baudenkmal.de/denkmalschutz-strafen-fuer-sanierung-ohne-genehmigung

Müssen Denkmalschutzfenster aus Holz sein?

In der Regel verfolgen Denkmalbehörden die Maxime der „Material- und Werkgerechtigkeit“, das bedeutet, dass in einem Gebäude, in dem zu seiner Erbauungszeit Holzfenster eingesetzt wurden, auch in der Rekonstruktion wieder Holzfenster verwendet werden müssen. Dennoch gibt es einige Fälle, bei denen, oftmals begleitet von gerichtlichen Auseinandersetzungen, Kunststofffenster in untergeordneten Baudenkmälern zugelassen wurden und werden. Beispiele können einfache Siedlungsgebäude im Ensemblebereich oder Bürogebäude sein.
Falls das Baudenkmal bauzeitlich allerdings schon Kunststofffenster hatte (jüngere Objekte ab dem letzten Drittel des 20 Jh.), wird das Denkmalamt hier auch wieder PVC fordern und genehmigen. Das Gleiche gilt auch für Holz-Aluminium oder Aluminium. Eine Besonderheit sind oftmals Industriefenster, die früher aus Gusseisen gefertigt wurden. Hier können Kompromisse in Form von Vorsatzfenstern (Materialfrage in der Regel unerheblich, da reversibel) oder Holz-Alu-Fenstern gefunden werden.   

Wie lange halten Holzfenster?

Je nach Holz- und Beschichtungsqualität können Holzfenster viele Jahrzehnte, erwiesenermaßen auch Jahrhunderte halten. Die Holzqualität lässt sich im Wesentlichen aus der Resistenzklasse und der Rohdichte erkennen. Je niedriger die Resistenzklasse (nach Schulnotenprinzip) und je höher die Rohdichte ist, umso besser kommt das Holz auch mit biologischen und mechanischen Schädigungen zurecht. So ist Kiefernholz (Rohdichte ca. 450Kg/m³, Resistenzklasse 3-4) grundsätzlich empfindlicher gegen Hagelschlag als z.B. Eukalyptus Globulus (Rohdichte ca. 820Kg/m³, Resistenzklasse 1-2). Bei der Holzqualität muss zwischen keilgezinkter und durchgehender Decklage der Hölzer unterschieden werden. Eine keilgezinkte Decklage ermöglicht es dem Fensterbauer, auf den Außenseiten der Fensterhölzer verleimte Reststücke einzubringen und somit den Preis vom Holz niedriger zu halten, als bei massiven, durchgehenden Decklagen. Bei hochwertigen und langlebigen Holzfenstern sollte keilgezinkte Decklage weder bei deckendem noch bei holzsichtigem Anstrich die erste Wahl sein. Einen weiterführenden Beitrag zur Holzauswahl finden Sie hier: https://www.fenster-im-baudenkmal.de/nachhaltige-holzarten-fuer-holzfenster-im-ueberblick.

Worauf ist bei der Oberflächenbeschichtung von Denkmalschutzfenstern zu achten?

Die heute gebräuchlichen Oberflächenbeschichtungen sind in der Regel auf wasserlöslicher Grundlage. Bei der Beschichtungsqualität ist darauf zu achten, dass bei holzsichtigen Lasuren eine Mindestschichtstärke von ca. 100 Mikromillimeter (abgekürzt μ) und bei deckenden Beschichtungen eine Schichtstärke von min. 120 μ eingehalten wird. Besondere Beachtung gilt dem gefährdeten Hirnholz im Bereich der Brüstungsfugen. Hier muss nach der Verleimung der Hölzer zu Blend- und Flügelrahmen zwingend auf ausreichenden Hirnholzschutz (Fugensiegel) geachtet werden. Die optimale und auf lange Sicht beste Methode ist es, die Fensterhölzer vor der Verleimung vollflächig mit einem Kapillarblocker (siehe Grafik) zu versiegeln, anschließend zu verleimen und nach einer Grundierung zweimal zu beschichten (sogenannte Vierfach-Beschichtung).

Eine weitere, heute eher seltenere, aber bewährte Möglichkeit der Fensterbeschichtung ist die Verwendung von Lein- bzw. Standöl und Leinölfirnis. Bei richtiger Anwendung sind die Vorteile eine lange Lebensdauer und die einfache Nachbehandlung der Oberfläche. Der Nachteil ist der zunächst deutlich höhere Kostenaufwand im Vergleich zu gängigen Systemen.

Welche Zierprofile müssen Denkmalschutzfenster haben?

Auf diese Frage gibt es zwei Antworten: Sollten noch historische Fenster vorhanden sein (manchmal auch ausgebaut auf dem Dachboden oder vereinzelt im Keller bzw. Treppenhaus), an denen man sich orientieren kann, so sollten die dort befindlichen Zierprofile die Rekonstruktionsvorlage für die neuen Denkmalschutzfenster sein. Um die genaue Form der historischen Profile zu bestimmen, können vermasste Skizzen oder der Abgriff mittels Profiltaster hilfreich sein.

Sollten keine historischen Fenster mehr im Gebäude sein, ergibt es Sinn in der näheren Umgebung vergleichbare Häuser zu suchen, bei denen noch bauzeitliche Fenster bzw. belastbare Informationsquellen zu finden sind. Gerade um in der Zeit des Historismus bis in der frühen Jahre des 21 Jh. war es nicht unüblich, Elemente des Fassadenschmucks auf dem Fenster zu übernehmen. So finden sich viele Nachweise, dass sich z.B.die Profilierung von auf der Fassade sitzenden Wandpfeilern (Pilaster) in den Schlagleisten der Fenster wiederholte, das Gleiche gilt auch für Gesimsprofilierungen, die sich an den Kämpfern wiedergefunden haben (teilweise regelrecht integriert).

Die Auswahl der zum Gebäude passenden Zierprofile gehört keinesfalls in die Hände von unbedarften Bauelementehändlern. Die sorgfältige Abstimmung von Kämpfer-, Schlagleisten und Sohlbankzierprofil sowie der Gestaltung der Schlagleiste, ggf. mit Basis und Kapitell verlangt durchaus Sachverstand und Erfahrung. Ausgebildete Restauratoren, fachkundige Denkmalpfleger und versierte Architekten helfen Ihnen, aus unzähligen Möglichkeiten die für Ihr Gebäude geeigneten Zierprofilierungen zu definieren. Und falls Sie ein Baudenkmal besitzen, benötigen Sie in jedem Fall eine maßstäbliche  Schnitt- und Ansichtszeichnung des bzw. der neuen Fenster, um eine entsprechende Genehmigung und gegebenenfalls auch Förderung zu erhalten. Weitere Informationen zum Nachbau historischer Fenster finden Sie hier: https://www.fenster-im-baudenkmal.de/historische-fenster-nachbauen-darauf-sollten-sie-achten. 

Warum sind „schmale“ Profile sinnvoll?

Oft haben historische Gebäude kleinformatige oder kleinteilige Fenster, das klassische Beispiel hierfür sind Kreuzstock- oder Galgenfenster in einem Fachwerkhaus. Fenstermaße von unter 80 cm x 150 cm sind hier nicht unüblich und bei Verwendung von normalen Profilstärken (z.B. 68 mm x 70 mm) bleibt nicht viel Glasfläche übrig. Ja nach Fenstergröße können mit einem schmaleren Profilquerschnitt (z.B. 58 mm x 60 mm) schnell bis zu 20 % mehr Glasanteil entstehen. Einen Glasflächenrechner, der Ihnen das grafisch verdeutlicht und prozentual ausweist, finden Sie hier: https://www.pax.de/glasflaechenrechner
Auch bei der Auswahl der geeigneten Profilquerschnitte ist viel Erfahrung erforderlich: Zu kleine bzw. schmale Profilquerschnitte wirken in großformatigen Öffnungen (z.B. Mehrfamilienhaus in der Jahrhundertwende, 100 cm x 200 cm) deplatziert. Mehr zur Bedeutung von Ansichtsbreiten bei Fenstern lesen Sie hier.

Was ist von billigen „Denkmalschutzfenstern“ zu halten?

Außer, dass die Anschaffungskosten zunächst niedrig sind, nichts. Der Fenstermarkt ist hart umkämpft, kein Hersteller wird seine Ware verschenken wollen. Vermeintlich günstige Denkmalfenster-Angebote sollten sehr genau geprüft werden, vor allem auf für Laien kaum nachvollziehbare, aber für die Haltbarkeit wesentliche Punkte wie der Holz- und Beschichtungsqualität. Weitere den Preis beeinflussende Details liegen in der Konstruktion:

- Art und Flügelanbindung vom Wetterschenkel
- Qualität und Verarbeitung der Beschläge
- Aufbau und Werte der Verglasung

Weitere Informationen zu den Kosten von Denkmalschutzfenstern finden Sie hier: https://www.fenster-im-baudenkmal.de/was-kostet-ein-denkmalfenster

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Über den Autor
Ivo-Andreas Piotrowicz

Ivo-Andreas Piotrowicz

Studium FH für Technik, Akademie des Handwerks Schloß Raesfeld: staatlich geprüfter Techniker für Baudenkmalpflege und Altbauerhaltung. Seit 1994 Produkt- und Projektmanager für PaXclassic GmbH. Organisation von Fachtagungen „Fenster im Baudenkmal“, Redaktion für die gleichnamige Buchreihe und Online-Fachportal „Fenster im Baudenkmal“. Bundesweite Beratungstätigkeit für Denkmalämter, Bauherren und Architekten.

Gespeichert von Maria Schwarz (nicht überprüft) am Mi., 28.09.2022 - 09:33 Permalink

Ich wusste selbst gar nicht, dass die Anschaffungskosten für diese Fenster zunächst niedriger ausfallen. Mein Haus besitzt ebenfalls Denkmalschutzfenster, die ich restaurieren will. Dafür suche ich mir diese Woche einen Fachbetrieb für zuverlässige Denkmalpflege.
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